In Kürze steht die Entscheidung zum Neubau des Landratsamt Landsberg im Kreistag zur Abstimmung. Nach der kurzfristig abgesagten Kreistagssitzung Ende Juni wird nun eine reine Info Veranstaltung dazwischengeschoben. Sie soll nicht nur der Verwaltung, sondern auch den Architekten und Planern Möglichkeit geben, das Projekt von allen Seiten zu beleuchten.
Und so beginnt die Verwaltung die Sitzung mit einer knappen Zusammenfassung der Historie: Die Planung zur Erweiterung, bzw. Aufstockung des Landratsamtes begann bereits im Jahr 2009. In den folgenden Jahren wurden verschiedenen Möglichkeiten geprüft. 2015 kristallisierte sich dann die Variante mit einem Neubau heraus. Im nächsten Jahr wurde das Grundstück am Penzinger Feld gekauft. Allerdings fand dann 2017 ein Vergleich zwischen verschiedenen Standorten statt. Es bestand die Möglichkeit, auf dem Gelände des Klinikums oder auf der so genannten Bosse-Wiese beim Sportzentrum oder am Penzinger Feld zu bauen. Ein Beschluss setzte noch im gleichen Jahr den endgültigen Bauplatz fest. Im Anschluss wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben und 2019 stand schließlich der jetzige Siegerentwurf für das Gebäude fest. Seither sind Planleistungen im Vorfeld beauftragt worden. Und nun steht die Entscheidung über das weitere Vorgehen an.
Das Architekturbüro Hascher Jehle, die den Wettbewerb gewonnen haben, stellen nun ihren Entwurf detailliert vor: So sei die Lage und das auch etwas unkonventionelle Aussehen ideal für den Ortseingang, wenn man von Osten in die Stadt fährt. Das ovale Gebäude, das von der Form etwas an ein Baseball-Stadion erinnert, umschließt einen begrünten Innenhof. Der Zugang erfolgt von der Westseite über eine Eingangshalle, die sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Auch der geplante Sitzungssaal ist in diesem Trakt untergebracht.
Vom Eingangsbereich gelangt man zu den Flügen, in denen sich die Büros befinden. Aus wärme- und lärmtechnischen Gründen befinden sich die Büros auf der Innenseite, und erstrecken sich zum Hof hin. Insgesamt soll der Neubau unterkellert werden mit darauf vier Vollgeschossen. Auf dem begrünten Dach befindet sich eine PV-Anlage, die das Gebäude mit Strom versorgt. Außerdem sind auf dem Gelände kleine Windanlagen geplant.
Aus klimatechnischen Gründen wird Holzbauweise vorgeschlagen. Die Krümmung spiele hierbei keine besondere Rolle – es müssen aufgrund der Toleranzen im Bau dafür keine speziellen Bauelemente verwendet werden, sondern man kann auf die gängigen Standardanfertigungen (außer für Deckenelemente) zurückgreifen.
Ursprünglich war eine Tiefgarage unterhalb des Neubaus geplant, doch nun bevorzugt man ein nördlich gelegenes, halb im Boden versenktes Parkdeck mit drei Ebenen. Auch dieses sei in Holzbauweise geplant. Im Gegensatz zu Beton habe das den Vorteil, dass der Baustoff Holz flexibler sei und nicht durch Salz angegriffen werde. Auch wenn das zunächst ungewöhnlich klinge, auf diesem Gebiet gebe es bereits seit Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen. Da sich nun die Parkmöglichkeiten außerhalb des Gebäudes befinden, kann das gesamte Regenwasser innerhalb des Innenhofs direkt in den Grund abgeleitet werden. Was bei Starkregenereignissen sehr vorteilhaft wäre.
Auch die Technik im Gebäude kommt zur Sprache und wird detailliert vorgestellt. So ist eine Belüftung aller Räume vorgesehen. Ein Erdwärme-Tauschsystem mit Eisspeicher nutzt die natürliche Temperatur im Sommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen. Einerseits können die Räume von der Anlage belüftet werden – ein CO2-Sensor steuert hierbei den Austausch –, man kann aber auch die Fenster öffnen. Das biete sich gerade im Frühjahr oder Herbst an, wenn die Temperaturen moderat sind.
Insgesamt biete das Gebäude effiziente und kurze Wege. Die Baumaterialien seienCO2-arm wegen der geplanten Holzbauweise. Dies sorge auch gleichzeitig für sehr gute Dämmwerte und eine hohe Energieeffizienz – KFW Standard 40. Dies sei natürlich eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den bisherigen Gebäuden im Altbestand.
Im Laufe des Vortrages werden immer wieder Zwischenfragen gestellt und so bedankt sich u.a. Renate Standfest (Grüne) für die Erläuterungen und meint, dass der Neubau technisch ansprechend und auf dem modernsten Stand sei. Das werfe jedoch die Frage auf, ob wir uns das leisten können. Und sie bemängelt die Tatsache, dass der Stadtrat die Baupläne lange vor dem Kreistag bekommen habe.
Im Anschluss an die architektonischen Erläuterungen folgt ein Stimmungsbild aus der Personalabteilung. Hier möchte man sich jedoch nicht auf ein Für oder Wider festlegen. Bei allen Varianten gäbe es Vor- und Nachteile. Auch die Geschichte von den Blinden und dem Elefanten wird als Vergleich bemüht, um die Thematik zu verdeutlichen.
Die Verwaltung schließt die Runde und betont, die finanziellen Kennzahlen haben sich nicht maßgeblich geändert, so gehe man weiterhin von Baukosten in der Höhe von etwa 120 Millionen Euro aus. Das läge im durchschnittlichen Bereich des Bau-Index. Auch viele Schaubilder und Tabellen werden an die Wand geworfen, um das Projekt zu legitimieren. So spielten u.a. die Mietkosten der bestehenden Außenstellen eine Rolle, und die damit verbundenen Wegstrecken.
Auch hier kommentiert u.a. Standfest, dass Kosten fehlten, wie etwa den Anschluss an die Straße, die IT-Kosten oder die Ausstattung des Sitzungssaals, und wirft die Frage auf, ob das Konzept von Shared Desk aufgehe. Auch möchte sie wissen, ob die Kantine oder das Café hier schon eingeplant wären. Darüber hinaus bemängelt sie erneut, dass die Kreisrät*innen die Unterlagen nicht im Vorfeld bekommen haben und sich die Informationen hier in der Sitzung erschließen müssen. – Die Verwaltung entgegnet, dass der Straßenanschluss, die Ausstattung der Kantine und auch der Sitzungsaal hier mitberücksichtigt wurden. Es würde alles abgebildet, was an sicheren Zahlen vorhanden sei. Diese seien sehr detailliert und verifiziert. Alle Positionen seien intensiv überprüft. Und schließlich gebe es genau aus diesem Grund heute diese Sitzung, damit alle informiert würden.
Am Ende der über dreistündigen Sitzung bei schon deutlich gelichteten Reihen wird die Frage u.a. von Gabriele Übler (Grüne) und Martin Erdmann (Grüne) intensiv diskutiert, warum die Entscheidung über den Bau des Landratsamtes in der kommenden Sitzung im nichtöffentlichen Teil beschlossen werden soll. Ihrer Meinung nach wäre das öffentliche Interesse an dieser Entscheidung so groß, dass man nicht hinter verschlossenen Türen abstimmen dürfe. Die Verwaltung jedoch verweist beharrlich auf die Beauftragung von Planungen, die vertraulich behandelt werden müssen. Zum Schluss kommt man allerdings zu keiner gemeinsamen Position.
Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Nach wie vor geht es bei diesem Projekt nicht um den Bedarf oder die technische Umsetzung. Alleine die Frage, ob wir uns das leisten können oder nicht, steht im Mittelpunkt. Bei all den finanziellen Herausforderungen, die sich alleine aus dem Umbau des Klinikums oder der landkreiseigenen Schulen ergeben, muss man sich die Frage stellen, ob dieses Projekt im Moment ernsthaft realisierbar ist. Die Kommunen befürchten unterdessen, dass eine deutliche Erhöhung der Kreisumlage ihren finanziellen Spielraum derart einschränkt, dass sie ihre Leistungen maßgeblich zurückfahren müssen. Das bekommen dann auch die Bürger*innen zu spüren. Und nicht zu vergessen: Bereits beim Hallenbad in Kaufering lehnte man die dringend nötige Modernisierung und Erweiterung ab mit dem Verweis auf die angespannte finanzielle Lage. Was folgt dann noch, wenn denn wirklich etwa eine Viertel Milliarde Euro an Schulden aufgenommen werden?