Frieden, Freistaat, Frauenwahlrecht

Die Dießener Grünen erinnern an die Revolution von 1918

Hundert Jahre Freistaat: Überall in Bayern finden derzeit Feiern statt. Aber der eigentliche Anlass, die Revolution, wird kaum erinnert und schon gar nicht gefeiert. Die Dießener Grünen erinnerten deshalb mit einer eigenen Veranstaltung an die Revolution von 1918. Kurt Eisner hat vor im November vor 100 Jahren die Republik ausgerufen. Unter ihm als Ministerpräsidenten bekam Bayern den Freistaat, Frieden und Frauenwahlrechte. Die Ereignisse von damals haben in der heutigen Zeit so manche Spuren hinterlassen. Bei einer Sonntagsmatinee im Blauen Haus wurden Revolution und Räterepubliken von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Der Kulturhistoriker Thomas Raff fand in den alten Landsberger Archiven vor allem Hinweise darauf, dass man im Landkreis nichts Rechtes mit der Revolution anzufangen wusste. Deshalb lief im Grunde alles seinen gewohnten Gang, nur unter anderen Titeln und Bezeichnungen. So wurden die bisherigen Stadträte halt Mitglied im Bürgerrat, während der Oberbürgermeister über die revolutionären Ereignisse in München berichterstattete und dazu aufrief, die Ordnung zu wahren.

Dass das Frauenwahlrecht nicht vom Himmel gefallen ist, sondern von der Frauenbewegung vor und während des Ersten Weltkriegs mühsam vorbereitet und mit Hilfe Kurt Eisners in der Revolution durchgesetzt wurde, zeigte die Kauferinger Zweite Bürgermeisterin und Grüne Landtagskandidatin Gabriele Triebel. Sie schilderte die mühsamen Kämpfe und wies darauf hin, wie viel wir heute noch diesen Vorkämpferinnen verdanken. Trotzdem könnten wir auch jetzt noch wirkliche Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung vertagen, z.B. im Hinblick auf den Frauenanteil in Führungspositionen oder in der Politik.

Zum Abschluss stellte der Grüne Landtagsabgeordnete Sepp Dürr dar, dass die völlig unblutige Revolution und experimentierfreudige Rätezeit heute zu Unrecht einen negativen Ruf haben. Denn erst bei der Besetzung Münchens seien massenhaft und willkürlich Menschen umgebracht worden, als Reichstruppen und Freikorps mit das angeblich „jüdisch-bolschewistische Chaos“ beseitigten. Die wichtigste Lehre laute deshalb: „Wehret den Feindbildern!“ Gerade heute sei besonders wichtig, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und mehr Demokratie zu wagen.

Musikalisch umrahmt wurden die Reden durch zeitgenössische Lieder. Tanja Maria Froidl sang u. a. Werke von Brecht und Tucholsky, am Klavier begleitet von Thomas Noichl. Besser hätte man nicht auf diese Zeiten einstimmen können.